Baumeister der Finsternis
"Sind wir nun die Priesterschaft, oder eine herumstreunende Truppe Bauhelfer?" fragte die Magierin ihren Elementar. Sie stützte das Kinn auf die Hände und schüttelte den Kopf. Mit dem letzten Boten war Kunde nach Yaramer getragen worden, dass die Wächter der Elemente ihre Stadt erweiterten und nach Arbeitskräften suchten. Karthago kannte und mochte die Halbelfe seit ihrem kurzen Aufenthalt dort, als die Gefährten den Nexus zur Unterwelt geschlossen hatten. Damals gab es genug andere Gefahren, so dass kaum Zeit geblieben war, die Stadt kennen zu lernen. Ein Fehler, den Azura nun wieder gutmachen wollte.
"Dann schwingen wir mal wieder Hammer und Meißel, statt Axt und Magiestab," brummte sie und grinste. Der Lichterloh schien sich wenig dafür zu interessieren; statt einer Antwort verbeugte er sich, wobei Funken in alle Richtungen stoben. Einen ordentlichen Kampf hatte Azura schon lange nicht mehr ausgefochten. Außer der Schlacht am Nexus vielleicht. Trotzdem nagte Langeweile an der Halbelfe. In erster Linie war sie eine Kriegerin, Bildhauerei oder Baukunst betrieb sie nur zum Zeitvertreib. Dennoch, als Handwerkerin war sie gefragter denn je, während sich niemand auch nur einen Deut um ihre Fähigkeiten mit der Axt scherte.
In den letzten Monaten hatte Yaramer beim Bau in Luanda mitgeholfen, hatte die Schäden des Winters aus Atterdur beseitigt und den Bewohnern Gol'dras unter die Arme gegriffen. Sie hatten mehrere Dutzend Bauteile an die Hallen von Satori geliefert, und vor diesen unseligen Scharmützeln vor Vatenkeist hatten sie selbst an diese Stadt Bretter und Granitsteine verkauft. Azuras Statuen und Ziegel fanden über das Auktionshaus ihren Weg in zahllose Städte Dunladans. Sie seufzte.
Wenn wir schon nicht unseren Glauben verbreiten, dann sorgen wir wenigstens dafür, dass man unsere Spuren in jeder Stadt dieses Landes findet, dachte sie. Ein nicht zu deutendes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie verträumt durch ihren feurigen Vertrauten starrte.