Geschlagen und entmachtet

Heute musste ich mich einer Gruppe Jäger beugen.

Viele Gründe könnte ich zur Verteidigung anführen: Waren sie doch mehr als wir, das Kräfteverhältnis also von vornherein nicht ausgeglichen. Sie trugen ihre besten Waffen, ich dagegen übte mich im Axtkampf, obwohl meine eigentliche Stärke in der Magie liegt. Und am Ende gereichte mir die Freundlichkeit, Jäger jedweder Erfahrung mitzunehmen, zum eigenen Nachteil.

Nichts aber kann darüber hinwegtäuschen, dass es schlussendlich doch mein Fehler war. Als Älteste bin ich verpflichtet, meine Gefährten sicher zu geleiten. Als erfahrenste Kämpferin muss ich wie ein Schutzschild vor ihnen stehen. Und als Kundschafterin sollte ich die Pfade meines eigenen Landes kennen. Alle Schuld am Überfall trage allein ich. Ich habe versagt.

Wenn ich nur wüsste, wo ich derzeit meinen Kopf habe. Wir können noch von Glück reden, dass wir nur einige Schrammen davongetragen haben. In meinem Rucksack trug ich die Äthergewänder, die ich heute genäht habe, mit mir. Glücklicherweise konnte ich sie verbergen, und die Angreifer mussten ohne Beute abziehen.

All dies sagt mir, dass ich alt bin, dass die Zeit reif ist für einen Wechsel. Wer die Prophezeiung erfüllt und mich mit meiner ureigensten Waffe niederstreckt, soll dereinst auch meinen Platz einnehmen. Die Angreifer von heute fürchte ich nicht, keiner ihrer Magier könnte mir im offenen Kampfe trotzen. Jene jedoch, welchen ich vor einigen Jahren ihre erstes Schwert schmiedete oder ihren ersten Stab schnitzte, werden schon bald meine Fähigkeiten übertreffen.

Aber sie fordern mich nicht heraus. Also bleibt mir nichts als im Frieden einen Nachfolger zu suchen, der in Zukunft die Mark regiert. Bis zu meiner Ablösung muss ich das Szepter noch selbst halten, doch sehne ich den Augenblick herbei, an dem ich die Verantwortung abgeben kann. Und meinen Freunden nachfolgen, die Dunladan schon vor Jahren und Jahrzehnten verlassen haben.

Heute in Evergore:

Gargarn, 15. Korrons im Jahre 775

Kommende Feiertage: